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Dreier und Tränen

Was für eine Sportlerkarriere! Im Alter von 73 Jahren nimmt Helmut Stahl Abschied vom Basketball.

Was für eine Sportlerkarriere! Im
Alter von 73 Jahren nimmt Helmut
Stahl Abschied vom Basketball


Am 12. April ging in Germering eine glanzvolle und einzigartige Karriere zu Ende. Helmut Stahl bestritt sein letztes offizielles Basketballpunktspiel – und das im Alter von 73 Jahren! Mit der Ü40-Mannschaft des SV Germering besiegte er den TSV Gauting klar mit 87:36 (40:21). Dass der promovierte Jurist von seiner Treffsicherheit nichts eingebüßt hat, belegte er noch einmal eindrucksvoll: Er kam auf acht Punkte (darunter zwei Dreier).

Bereits vor der Partie standen Helmut Stahl kurz die Tränen in den Augen. Alexandra Knull, Geschäftsführerin des Bayerischen Basketballverbands, überreichte dem Veteran einen goldenen Ehrenbasketball. Helmut, so Knull, sei in Bayern der älteste und in Deutschland der drittälteste aktive Spieler. Chapeau!

Helmut Stahl begann als 17-Jähriger in Münster mit dem Basketballsport. Eigentlich wollte er Handball spielen, aber sein Vater verbot es ihm (glücklicherweise). In Würzburg feierte er während seines Jurastudiums die größten sportlichen Erfolge. Mit seinem Verein stieg er in die damals zweithöchste deutsche Liga auf, und mit der Uni-Mannschaft wurde er deutscher Vizemeister. Im Finale erzielte er 36 Punkte. Hätte es damals eine Drei-Punkt-Linie gegeben, wäre die Ausbeute noch höher gewesen. Deutscher Vizemeister wurde Helmut Jahrzehnte später noch einmal – nämlich mit der Ü55-Mannschaft von Jahn München.

Zum SV Germering kam Helmut Stahl erstmals 1972. Zusammen mit Spielertrainer Peter Fömpe, Manfred Neumeier, Roland Dörfler, Jochen Gebhard und Fritz Feilner stieg die Mannschaft mehrfach in Folge auf und legte den Grundstock für viele erfolgreiche Jahre der Germeringer Basketball-Abteilung.

Aus privaten Gründen zog sich Helmut Stahl für einige Zeit vom Basketball zurück und startete mit seiner Frau eine nicht minder erfolgreiche Karriere als Turniertänzer. Auch in dieser Sportart sammelte er diverse bayerische Meistertitel.

1998 schließlich die Rückkehr zum SV Germering: In den 18 Spielzeiten bis zu seinem Abschied verpasste er so gut wie keine Partie – sowohl in der zweiten Mannschaft als auch im Ü40-Team. Mit der Ü50-Auswahl des Vereins schaffte er es siebenmal in Folge zur Endrunde der deutschen Meisterschaft. Der größte Erfolg: Platz sechs bei den Titelkämpfen in Bamberg im Jahr 2010.

„An erster Stelle“, so blickt Helmut Stahl zurück, „stand für mich immer die Mannschaft“. Und der Wettkampf habe ihn stets auf Neue motiviert. „Egal, ob wir gewonnen oder verloren haben.“

Aber nicht nur auf dem Spielfeld war Stahl präsent. Er übernahm jahrelang die Mannschaftsverantwortung der Ü40 und bewies vor allem dann viel Einfühlungsvermögen, wenn es galt, hinter den Kulissen manchen Konflikt zu lösen.

Nicht nur die Spieler des SV Germering, auch viele gegnerische Mannschaften werden Helmut Stahl vermissen. Ich höre schon jetzt die Frage: „Und wo ist Helmut?“.